Dokumentation
Presseerklärung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin zum Film „Tal der Wölfe – Palästina“
Der Film „Tal der Wölfe – Palästina“ löst bei der Jüdischen Gemeinde zu Berlin (JGzB) Besorgnis aus. Die Produktion ist nicht bloß Ausdruck der verschlechterten Beziehungen zwischen der Türkei und Israel, sondern auch Zeichen für die antisemitische Hetze, die hier andocken kann. Dass der Film nun auch in Kinos in Berlin sowie anderen Städten in der Bundesrepublik gezeigt wird, ist der Erziehung zur Demokratie nicht förderlich. Dass solche filmische Hasspropaganda ausgerechnet zum 27. Januar, dem Gedenktag für die Opfer der Schoa, ins Kino gekommen ist, ist skandalös.
Der Film wirkt wie ein klassischer Actionfilm, bei dem Schusswechsel statt Wortwechsel im Vordergrund steht. Ausgangspunkt des Films ist eine Szene auf einem Schiff, das Hilfsgüter nach Gaza bringen will und dabei von der israelischen Armee angegriffen wird. Die israelischen Soldaten feuern dabei wahllos auf Männer, Frauen und Kinder. Alles was von der Schiffsbesatzung ausgeht, ist dagegen verzweifelte Notwehr mit Stöcken. Als Urheber dieses Blutbads wird ein Israeli namens Moshe ausgemacht, gegen den sich ein Rächerkommando aufmacht, um ihn zu töten. Viele Schießereien, Blutbäder und Tote später gelingt dieses Vorhaben.
Der Film zeigt – wie große Teile der Berichterstattung im letzten Jahr – ein falsches Bild von der Auseinandersetzung um die sog. „Free Gaza“-Flottille. Deren den heldenhaften „Friedensaktivisten” werden auch im Film den blutrünstigen Israelis gegenübergestellt. Dass sich auf der Mavi Marmara ein Bündnis befand, das unter antisemitischen Schlachtgesängen ausgelaufen war, wird nicht thematisiert, ebenso wenig wie der Lynchmob, dem sich die israelischen Soldaten gegenüber sahen und dass Menschen an Bord waren, die als „Märtyrer“ sterben wollten.
Die Jüdische Gemeinde zu Berlin hat bereits 2010 auf antisemitische Propaganda hingewiesen, die sich auf die einseitige Verurteilung Israels stützt. „Tal der Wölfe – Palästina“ entspricht exakt den Kriterien der Arbeitsdefinition „Antisemitismus“ EUMC – bezüglich Israel werden doppelte Standards angelegt, der jüdische Staat wird dämonisiert und delegitimiert. Alle Film-Israelis werden als böse dargestellt und exemplarisch für den Staat Israel werden dessen Repräsentanten ausnahmslos umgebracht. Der Mord an israelischen Soldaten wird zur Heldentat stilisiert. Das empfinden wohl auch Teile der Zuschauer in Berlin so, die während des Films immer wieder applaudieren. Auch in der TV-Serie "Tal der Wölfe" kommen bereits in einer älteren Episode zum Irak lupenreine antisemitische Klischees vor, etwa dort, wo ein jüdischer Arzt Organe irakischer Gefangener und Kriegstoter nach Tel Aviv, London und New York verkauft.
Die Jüdische Gemeinde zu Berlin schließt sich dem Protest gegen die Ausstrahlung in Deutschland an. Der Film ist pure antiisraelische und antisemitische Hasspropaganda und verkehrt Realitäten. Die Jüdische Gemeinde zu Berlin appelliert deshalb an alle Kinobetreiber, den Film nicht zu zeigen. Hasspropaganda und Demokratie sind nicht vereinbar.
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