Mittwoch, 26. Januar 2011

Kommt ´Tal der Wölfe` am 3. Februar ins Kino?

Möglicherweise kommt der Film ´Tal der Wölfe - Palästina` mit einer Woche Verspätung ins Kino. Morgen entscheidet nach Informationen des Tagesspiegel ein siebenköpfigen Gremium der Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK), welches den Film noch nicht kennt erneut über seine Zulassung. Sollte dieses Gremium zu einem anderen Urtelt kommen, stände einem Kinostart nichts mehr im Wege.
Am Montagabend hatte die FSK keine Altersfreigabe für den Film erteilt, was bedeutet, dass der Film nicht beworben werden darf - damit ist es Kinobetreibern quasi unmöglich den Film zu zeigen. Mittlerweile ist die Begründung der FSK im Internet aufgetaucht. Darin warnt die FSK, dass der Film "Kriterien der schweren Jugendgefährdung" erfülle und im "hohem Maße sozialethisch desorientierend" sei. Ferner transportiere der Film massiv antiisraelische Klischees "so dass der Film geeignet ist, antiisraelische Gefühle zu fördern".

Die vollständige Begründung der FSK:




Inhalt: Nach dem Angriff der israelischen Armee auf das Schiff mit Hilfsgütern für den Gaza-Streifen, reist der Geheimagent Polat Alemdar mit seinen Freunden nach Palästina. Sein Ziel ist, den israelischen Kommandeur Moshe Ben Eliezer, der für den Angriff verantwortlich ist, auszuschalten. Er nimmt Kontakt mit Palästinensern auf und erlebt deren Unterdrückung durch die israelische Armee bzw. Moshes Truppe. Moshes Truppe ist mit modernsten hochtechnologischen Waffen ausgerüstet, was Polats Plan erschwert. Die amerikanische Jüdin Simone gerät zufällig zwischen die Fronten. Da sie bei einer palästinensischen Familie Unterschlupf findet, wird sie in die Auseinandersetzung hineingezogen. Sie erlebt Verhaftungen und Erschießungen, wird selbst verhaftet und schlägt sich dann auf die Seite der Palästinenser. Polat gelingt es Waffen von Moshes Truppe zu entwenden und erschießt während eines blutigen Straßenkampfs mit unzähligen Opfern schließlich Moshe.

Beurteilung: Im Gewand eines jugendaffinen Actionfilms bietet der Film Verzerrungen realer politischer Hintergründe auf desorientierende Weise. Die fiktionale Geschichte nimmt reale Ereignisse wie das Vorgehen der israelischen Armee gegen ein Schiff mit Hilfsgütern für den Gaza-Streifen zum Ausgangspunkt. Es findet keinerlei differenzierte Auseinandersetzung mit den politischen Konflikten statt. Dazu gibt es keine ausreichende Personenzeichnung, die als eventuelle Entlastung gewertet werden könnte. Die Charakterisierung der Personen ist eindimensional: Juden gehen in menschenverachtender Weise mit Nichtjuden um. Die Israelis werden als Mörder dargestellt, die auf Kosten der Palästinenser Groß-Israel bauen wollen. Alle Palästinenser sind Opfer. In Gesprächen werden Araber von Juden gezielt diffamiert. Die Wirkungsmacht von Klischees wird hier gezielt und tendenziell verleumderisch eingesetzt. Auf der vordergründigen Ebene des Actionfilms wird geballert, gebombt, gemordet und gefoltert, unzählige Menschen beiläufig oder ganz bewusst getötet. Ein nationalistischer und gewaltverherrlichender Tonfall durchzieht den Film. Dabei erschießen die Israelis vornehmlich Unschuldige, auch Frauen und Kinder, während Polat und seine Männer sowie die Palästinenser nur als Reaktion darauf ebenfalls zu Gewalt greifen. Simone wird in ein Foltergefängnis gesteckt. Geplant ist ihre Erschießung. Gerade als ihr die Pistole an den Kopf gehalten wird, wird sie von einem von Polats Männern in letzter Sekunde gerettet.
Nach Auffassung des Ausschusses ist der Film offensichtlich geeignet, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und ihre Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit schwer zu gefährden. Der Film erfüllt die Kriterien der schweren Jugendgefährdung und ist in hohem Maße sozialethisch desorientierend. Selbst wenn man dem Film zu Gute halten wollte, dass es sich um einen fiktionalen Actionfilm handelt, muss festgestellt werden, dass mit Mitteln des populären Unterhaltungsfilms antiisraelische Klischees massiv transportiert werden, so dass der Film geeignet ist, antiisraelische Gefühle zu fördern.
Der FSK-Arbeitsausschuss sprach sich gegen eine Kennzeichnung des Films aus.
Ergebnis: Kein Kennzeichen
Quelle: yazette.com

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen